T: Willem Wilmink
DT: Thomas Woitkewitsch
M:Herman van Veen
Erik van der Wurff




UND WENN DIE GANZE ERDE BEBT
jaar: 1984

Jeden Abend denk ich beim Spazierengehn
warum ist hier draußen kein Mensch zu sehn?
Doch die Nachbarn interessiert kein Abendstern,
alle sehen, wie ein Blick durch Fenster zeigt, nur fern,
ausgezählt und ausgelaugt und ausgebrannt.
Haus für Haus starrt alles wortlos wie gebannt
und beweisen die Bilder auch das Gegenteil in den Zimmern
ist und bleibt die Welt noch heil.

Und wenn die ganze Erde bebt,
das Fernsehvolk bleibt ungerührt weil der,
der nur am Bildschirm klebt,
die Wirklichkeit nicht mehr spürt.

Jede Wohnung ist ein isolierter Raum
und durch die vier Wände dringt kaum ein Traum,
man sieht und sieht, und was man sah
vergißt man prompt.

Es wird alles aufgesehn
was auf den Bildschirm kommt
da ist kein Platz mehr für Liebe und Begeisterung,
da stirbt jede Diskussion bei Alt und Jung,
das einzig Frische hier ist höchstens noch das Bier
und die Phantasie bleibt draußen vor der Tür.

Und wenn die ganze Erde bebt,
das Fernsehvolk bleibt ungerührt weil der,
der nur am Bildschirm klebt,
die Wirklichkeit nicht mehr spürt.

Eines Abends kommt das Fernsehpublikum
ohne daß es etwas merkt,
plötzlich um nicht durch Langeweile oder Ungeduld,
es wird von einer fremden Macht ganz einfach eingelullt
durch gezielte ständige Berieselung,
mit Pessimismus schwindet schnell der letzte Schwung,
ein Schuß Rassismus, wenn der noch was übrigläßt,
ein Schuß Zynismus gibt allen dann den Rest.

Und wenn die ganze Erde bebt,
das Fernsehvolk bleibt unberührt
weil der, der nur am Bildschirm klebt,
die Wirklichkeit nicht mehr spürt.




verschenen op:
Signale 1984
Auf dem Weg zu dir (DDR-Amiga) 1987
Bis hierher und weiter 1988