T: H.R. Kunze
M: M. Huch




Ich wünschte, ich wäre nicht gekommen
jaar: 1995

Wir haben uns schon ewig nicht gesehen.
Inzwischen ist unendlich viel passiert.
Doch jetzt, wie wir so voreinander stehen,
wird überhaupt nichts davon formuliert.

Du trinkst nur Tee. Und laßt allmählich Haare.
Das muß an sich ja noch kein Beinbruch sein.
Du warst nie groß, das wußt' ich all die Jahre,
doch plötzlich wirkst du ausgesprochen klein.

Ich wünschte, ich wäre nicht gekommen.
Hab mir bei jedem Wort den Mund verbrannt.
Da bist du nun so ganz und gar der Alte,
ich hätt' dich um ein Haar nicht mehr erkannt.

Du nippst an deiner roten Hagebutte
und als Madame die Süßstoff-Stückchen zählt,
träumst du von einer drall-devoten Nutte,
die, wenn die Liebe hinfallt, dich bequält.

Du fragst: Wie geht's? Und willst es gar nicht wissen.
Dein Weib schaut auf die Uhr, es ist schon spät.
Hab keine Angst. Du wirst nichts schlucken müssen.
Ich geh ja schon. Und sage nur: Es geht.

Ich wünschte, ich wäre nicht gekommen.
Hab mir bei jedem Wort den Mund verbrannt.
Da bist du nun so ganz und gar der Alte,
ich hätt1 dich um ein Haar nicht mehr erkannt

Ich wünschte, ich wäre nicht gekommen.
Hab mir bei jedem Wort den Mund verbrannt.
Da bist du nun so ganz und gar der Alte,
ich hätt1 dich um ein Haar nicht mehr erkannt.




verschenen op:

* Zwei Reisende 1995
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